Vor rund 320 Jahren forderte Daniel Defoe, Projekte nach „klaren und deutlichen Grundsätzen des gesunden Menschenverstands“ zu planen und durchzuführen. Heute prägen vor allem Management-Methoden als „Universalinstrument“ die Projektlandschaft nationaler und internationaler Unternehmen. Doch hier zeigten sich schnell die zwei Seiten der Medaille:

  1. Management-Methoden beabsichtigen für das Unternehmen eine feste Struktur, an der sich alle Mitarbeiter zu jeder Zeit orientieren können.
  2. Diese Strukturen können zumeist nicht in die Unternehmenskultur integriert werden und wirken so weder auf die Menschen noch auf die organisatorischen Rahmenstrukturen nachhaltig ein.

Die Folgen: Die festen Strukturen, welche die Management-Methoden im Unternehmen einführen sollen, blockieren ganzheitliche, unternehmensstrategische Veränderungsprozesse – der Veränderungsdruck dagegen steigt spürbar.

Sicher, das Managen komplexer Projekte, Programme und Prozesse braucht „Handwerkszeug“: also Methoden und Instrumente. Doch eine gesunde, funktionierende Unternehmenskultur ist die Basis für alle erfolgreichen unternehmerischen Vorhaben. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass Menschen nicht dem extremen Veränderungsdruck innerhalb ihrer Organisation unterliegen, sondern Veränderungen als Chance begreifen und aus eigenem Antrieb heraus diese für sich und damit für das ganze Unternehmen aktiv nutzen. Für die verantwortlichen Führungskräfte im Unternehmen bedeutet das vor allem, dass sich nicht alle Probleme und Schwierigkeiten in Projekt- Programm- und Prozessabläufen mit standardisierten Instrumenten und Methoden beheben lassen. Ohne eine fundierte Einführung und vor allem Akzeptanz bei den Mitarbeiter-/innen bleiben Methoden eine ungenutzte Investition.

Wie finde ich heraus, ob meine Mitarbeiter die eingeführte Projektmanagement-Methode optimal anwenden?

Anhand des folgenden Fragekatalogs können Sie abmessen, inwiefern eine in Ihrem Unternehmen eingeführte Projektmanagement-Methode tatsächlich zur Anwendung kommt und ihr optimales Leistungs-Potenzial ausfährt:

  1. Gibt es einen an Ihr Unternehmen angepassten Leitfaden der Methode, der Ihnen und Ihren Mitarbeitern konkrete Handlungsanweisungen gibt?
  2. Existiert es ein „Center of Excellence“, also ein kompetenter, an zentraler Stelle positionierter Ansprechpartner  zur Unterstützung?
  3. Ist jemand für den Einsatz der Methode persönlich verantwortlich?
  4. Darf man im Alltags-Management auch mal einen Fehler machen? Wie wird im Projekt-Team mit Fehlern umgegangen?
  5. Wird ein „Aussitzen“ von Fehlern und Problemen adäquat sanktioniert?
  6. Werden Erfolge im Projektteam „gefeiert“?
  7. Werden Misserfolge analysiert und Maßnahmen zur zukünftigen Vermeidung ergriffen?
  8. Ordnet der Einzelne seine Interessen dem Unternehmensinteresse unter?
  9. Gibt es einen „Esprit de Corps“, also haben alle das Gefühl, in einem Boot zu sitzen?

Projektmanagement ist eine hochkomplexe, dynamische Management-Aufgabe. Bei der negativen Beantwortung  bereits einer der Fragen kann man davon ausgehen, dass es an dieser Stelle akuten Handlungsbedarf gibt. Wird dieser Handlungsbedarf nicht gedeckt, sind zentrale Projekt-Ziele reell gefährdet. Projekte werden dann nicht mehr als „Gemeinschafts-Aufgabe“, sondern bestenfalls als „lästige Pflichterfüllung“, die den eigentlichen Unternehmens-Alltag hemmen, angesehen.

Was ist Angewandtes Management?

Angewandtes Management meint das Management von Aufgaben in der alltäglichen Praxis, unabhängig davon, ob es sich dabei um Projekte oder Linienaufgaben handelt. Der Psychologe Kurt Lewin hat einmal gesagt, nichts sei praktischer als eine gute Theorie. Das ist sicher richtig, aber es kommt auf die praktische Anwendung an. Und dazu gehört neben einer guten Theorie eine konkrete Umsetzung im Alltag. Nahezu alle Methoden haben einen gemeinsamen Kern. Das Wesentliche dieser Methoden herauszuarbeiten, zu verbinden und anzuwenden, das ist die Kunst. Und die ist leichter, als Sie vielleicht denken.

Angewandtes Management kann Ihnen dabei helfen, die Dinge im Alltag mit System anzupacken. Viele Bereiche des Alltags sind methodisch erschlossen. Nicht erschlossen ist dagegen die Anpassung an die jeweilige besondere Situation des eigenen Unternehmens. Dies kann nicht standardisiert werden, sondern muss mit viel Fingerspitzengefühl und Respekt vor den geschaffenen Strukturen erfolgen. Ziel des angewandten Managements ist neben der perfekten Deckung des Informationsbedarfs der jeweiligen Managementebene den Punkt zu erreichen, an dem die Beteiligten sagen können: „Wir haben unsere Situation im Griff!“