29.06.2010

Die Projektmanagement-Methode PRINCE2 wurde erfolgreich beim Energieanbieter NUON implementiert und erzielt erste Erfolge. Nachgefragt bei  Markus Kunkel, Projektmanager bei Nuon Deutschland.

Auf die deutschen Energieanbieter kommen große Veränderungen zu: Die Liberalisierung der Energiemärkte erfordert neue Strukturen und Strategien. Diese Entwicklung macht zahlreiche neue Projekte notwendig, wie zum Beispiel Re- und Organisationsprojekte. Um hier künftig erfolgreich am Markt bestehen zu können ist eine effiziente Abwicklung dieser Projekte Vorraussetzung. Der Energieanbieter NUON hat sich frühzeitig auf diese Herausforderungen eingestellt und mit der Implementierung der Projektmanagement-Methode PRINCE2 reagiert. Wir sprachen mit Markus Kunkel, Projektmanager bei der Nuon Deutschland GmbH. 

Wie sieht derzeit die Konkurrenzsituation innerhalb der deutschen Energieanbieter aus und mit welcher Entwicklung ist in Zukunft zu rechnen?

Wie bei anderen Branchen auch, geht die Finanz- und Wirtschaftskrise nicht spurlos an der Energiebranche vorbei. Projektbudgets fallen generell kleiner aus und das Augenmerk liegt noch mehr auf Effizienz. Momentan, so empfinde ich es, steht die Energiebranche an einem ähnlichen Punkt, wie die Telekommunikationsbranche vor einigen Jahren. Die Energieanbieter sind sich der Tatsache bewusst, dass es in den nächsten Jahren einen starken technischen und strukturellen Wandel geben wird. Klar ist bereits jetzt, dass das Tempo, das der Markt dann vorlegen wird, sehr hoch sein wird. Für uns ist es wichtig, auf diese Situation vorbereitet zu sein, zum Beispiel durch innovative Produktideen. Hier wird etwa der Bereich des Smart Metering eine große Rolle spielen. Durchsetzen werden sich Zähler, die dem Endverbraucher einen echten Mehrwert bieten.

Wie wichtig ist vor diesem Hintergrund ein effizientes Projektmanagement?

Projekte schnell und mit hoher Qualität abzuwickeln ist bereits jetzt ein entscheidender Wettbewerbsfaktor und wird in Zukunft noch wichtiger werden. Wirtschaftlicher Erfolg beruht immer stärker auf der Fähigkeit eines Unternehmens, Optimierungspotenziale zu identifizieren und auszuschöpfen sowie Projekte effizient und erfolgreich durchzuführen. Entscheidend dabei ist die konsequente Ausrichtung auf das Wesentliche im Projektmanagement, so dass überflüssiger Aufwand vermieden wird und nichts dem Zufall überlassen bleibt.

Für welche Projektmanagement-Methode haben Sie sich im Hause NUON entschieden und warum?

Aufgrund einer Empfehlung unseres niederländischen Mutterhauses fiel unsere Wahl auf die MethodePRINCE2. Dabei handelt es sich um eine weltweit anerkannte Projektmanagement-Methode, die Ende der 80er Jahre in Großbritannien als Regierungsstandard für Projektmanagement im Bereich der Informationstechnologie entwickelt wurde. Aufgrund ihrer außerordentlichen Orientierung an der täglichen Praxis ist die Methode weit über diese Grenzen hinaus verbreitet: PRINCE2 ist in über 50 Ländern Standard vieler internationaler Unternehmen. 

Warum fiel die Entscheidung auf das Beratungs- und Trainingsunternehmen QRP und wie verlief die Einführung der Methode?

Für uns war es wichtig, ein deutschsprachiges, professionelles Trainingsunternehmen zu finden. Die internationale Referenzliste der QRP in Kombination mit dem stimmigen Preis-Leistungsverhältnis war für uns das ausschlaggebende Kriterium. Wichtig war für uns auch die Verknüpfung der Theorie mit unserer täglichen Arbeitspraxis. Hier hat die QRP in ihren Trainings sehr flexibel auf unsere Bedürfnisse reagiert! Als wir vor zwei Jahren mit der Implementierung begonnen haben, haben wir zunächst intern ein Projekthandbuch geschrieben, in dem wir unsere Erwartungen und Bedürfnisse an PRINCE2 definiert haben. Dann haben Mitarbeiter,  deren Projekte besondere Priorität hatten,  an so genannten PRINCE2-Foundation-Seminaren  teilgenommen. Die Gruppengrößen betrugen zwischen acht und zehn Teilnehmern. Nachdem die ersten Trainings erfolgreich absolviert waren, wurde das Wissen intern weitergegeben. Bei der Trainingsorganisation, der Durchführung sowie der Beratung stand uns die QRP jederzeit und in vollem Umfang zur Seite.

Wie genau funktioniert PRINCE2 und welche Vorteile bietet die Methode gegenüber anderen Methoden?

PRINCE2 lässt sich auf jede Projektgröße anpassen und ist sehr variabel einsetzbar. Die Methode ist ein prozessorientierter Projektmanagement-Ansatz, der sich in verschiedene Prozesse unterteilt. So wird in der Vorbereitungsphase zunächst festgestellt, ob ein Projekt lohnend und durchführbar ist, bevor die Ressourcen festgelegt werden. Ist ein Projekt erstmal aufgesetzt, ist ein so genannter Lenkungsausschuss für die Entscheidungen zuständig. Der Projektmanager informiert den Lenkungsausschuss mit regelmäßigen Berichten, die täglichen Management-Aufgaben des Projekts bleiben dem Projektmanager überlassen. Der Lenkungsausschuss wird nur an den Phasengrenzen eingebunden, wo er den bisherigen Fortschritt kontrollieren und den Übergang in die nächste Phase freigeben muss. Ein weiterer Grundsatz von PRINCE2 ist, dass Projekte kontrolliert und geordnet abgeschlossen werden müssen. Das beinhaltet eine Bewertung des Projektergebnisses. Alle gemachten Erfahrungen, so genannte „Lessons Learned“, werden dokumentiert und beim Aufsetzen von Folgeprojekten berücksichtigt.

Welche Art von Projekten führen Sie mit PRINCE2 durch?

Generell unterscheiden wir zwei Arten von Projekten. Zunächst wären da die Entwicklung neuer Produkte beziehungsweise die Weiterentwicklung bestehender Produkte. Solche Projekte genießen höchste Aufmerksamkeit. Der weitaus größere Teil sind jedoch interne Projekte, wie zum Beispiel Re-Organisationsprojekte oder die Entwicklung neuer Strategien. Ein besonders anschauliches Beispiel für die Anwendung von PRINCE2 ist die Entwicklung unseres Kundenportals „Mein NUON“, für das wir auch den PRINCE2-Award erhalten haben. Ziel war die Einführung eines kundenorientierten und benutzerfreundlichen Internetportals für Bestandskunden. Termin der Fertigstellung, Ressourcen und die Anzahl der zu gewinnenden User waren klar definiert. Dank des optimalen Projektmanagements auf Basis von PRINCE2 wurden alle Ziele fristgerecht erreicht und das Portal ist ein absolutes Erfolgsprojekt. 

Welche messbaren Ergebnisse lassen sich schon jetzt feststellen?

Noch liegen uns keine konkreten Zahlen vor. Wir können jedoch schon jetzt wesentlich angemessener auf kritische Situationen innerhalb eines Projekts reagieren. So können wir zum Beispiel bei Kommunikationsproblemen oder unklare Zielsetzungen innerhalb eines Projekts gegensteuern. Das hat zum einen mit der Methodik, aber zum anderen auch mit den verbesserten Rahmenbedingungen zu tun. So haben wir zum Beispiel ein so genanntes Projektboard geschaffen, das als Schnittstelle zwischen Unternehmensorganisation und Projektbeteiligten für einen optimalen Kommunikationsfluss sorgt. Auch hat sich die Anzahl unserer Projekte wesentlich verringert, da sich viele ursprüngliche Projekte als so genannte  Linienaufgaben entpuppt haben. Generell lassen sich Projekte wesentlich gezielter planen und steuern sowie eine konsequentere Ressourcenzuordnung  ermöglichen. All diese Kriterien verbessern die Qualität unserer Projekte erheblich und das kommt letztendlich unseren Kunden zu Gute.

Die Vorteile von PRINCE2 im Überblick:

PRINCE2 (Projects in a Controlled Environment) wurde 1996 vom Office of Government Commerce (OGC) in Großbritannien veröffentlicht und ist seither ständig weiterentwickelt worden. Heute ist PRINCE2 der De-facto-Standard im Projektmanagement.

  • PRINCE2 ist flexibel und skalierbar und für alle Projektarten und alle Unternehmensgrößen anwendbar.
  • PRINCE2 sorgt für die kontrollierte Umgebung, die es dem Management erlaubt, zuverlässig Projekte aufzusetzen und Verantwortung sowie Autorität zu delegieren.
  • PRINCE2 ist leicht erlernbar, absolut praxistauglich und ereignis-, nicht dokumentengetrieben.
  • Die PRINCE2-Ausbildung unterteilt sich in zwei Stufen: die PRINCE2-Foundation und den PRINCE2-Practitioner.

Seit Juli 2009 schult die QRP auch in der aktuellen Version PRINCE2:2009.